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Hygiene

Hygiene ist ein maßgebliches Kriterium auf der neonatologischen Intensivstation, denn das unreife Immunsystem der kleinen Patienten macht sie besonders anfällig für Infektionskrankheiten, die schnell lebensbedrohlich werden können. 

Über viele für den Infektionsschutz wesentliche Faktoren - wie Zimmergrößen, Anzahl der Toiletten oder Schleusen - wird bereits beim Neubau einer Klinik entschieden. Zudem muss bereits bei der Planung und Auswahl sämtlicher Materialien darauf geachtet werden, dass sie strapazierfähig und besonders leicht zu reinigen sind. 

Doch auch nachträglich lässt sich die Ausstattung eines Krankenhauses optimieren: Effektiv sind beispielsweise antimikrobielle Oberflächenmaterialien - von der Türklinke über die Tischplatte bis hin zum Vorhang am Fenster. 

Empfohlene Vorgaben

Empfehlungen der Recommended Standards for NICU Design

  • ein frei zugängliches Handwaschbecken (Maße: 61x41x25cm) pro Patientenzimmer 
  • Dieses ist idealerweise innerhalb von maximal 6 Metern Entfernung zu erreichen.
  • Einhaltung eines Mindestabstands von einem Meter zwischen Patientenbereich und Waschbecken sowie Wäscheklappe wird empfohlen.
  • Über dem Waschplatz gut sichtbar angebrachte Abbildungen oder Piktogramme informieren über und regelgerechtes Waschen und Desinfizieren der Hände
  • Der Wasserhahn sollte keinen Strahlregler haben.
  • Automatisierte, berührungslose Desinfektionsspender mit definierter Abgabemenge müssen in ausreichender Zahl vorhanden sein. 
  • Auch die Seifen- und Handtuchspender sollten automatisch funktionieren. 
  • Bakterienfilter an Wasserhähnen und Abflüssen können das Auftreten nosokomialer Infektionen verringern.

Laut  Infektionsschutzgesetz (§ 23 Abs. 2) sollte in Krankenhäusern den Empfehlungen des Robert Koch Instituts entsprochen werden. Es muss sichergestellt sein, „dass die nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft erforderlichen Maßnahmen getroffen werden, um nosokomiale Infektionen zu verhüten und die Weiterverbreitung von Krankheitserregern, insbesondere solcher mit Resistenzen, zu vermeiden“. (Siehe Aktuelle Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO): „Epidemiologisches Bulletin Nr 42/2013“ des Robert Koch Instituts, Oktober 2013)

Oberflächen/Textilien

Moderne Oberflächenmaterialien tragen mittlerweile aktiv zur Reduzierung von unerwünschten Keimen bei. 

Antimikrobielle Kupferlegierungen

Die Verwendung von Bauteilen (z.B. Türklinken, Lichtschalter, Toilettensitze) aus antimikrobiellen Kupferlegierungen ist beispielsweise geeignet, um zur Reduzierung von unerwünschten Keimen beizutragen. Als Resultat des direkten Kontakts zwischen Materialoberfläche und Bakterium kommt es zur Zerstörung der äußeren Bakterien-Zellmembran, gefolgt vom Verlust der Zelle an Nährstoffen und Wasser. Zudem können aus dem Material potenziell freigesetzte Kupfer-Ionen ungehindert in die Zelle vordringen und diese zerstören.

Kliniken wie das Jorvi Hospital im finnischen Espoo haben sich für die Nutzung der antimikrobiellen Wirksamkeit von Kupfer als ergänzenden Beitrag zur Infektionsprävention entschieden. Als weltweit erstes Krankenhaus hat die zum Helsinki University Central Hospital (HUCH) gehörige Einrichtung Anfang 2014 die IT-Arbeitsplätze an den Schwesternstützpunkten der Notaufnahme mit antimikrobiellen Kupferkomponenten ausgestattet. Sowohl Schreibtischplatten als auch die Peripheriegeräte der EDV - wie PC-Tastaturen und Computer-Mäuse - bestehen aus Kupferkomponenten. Auch Schreibbretter und Kugelschreiber aus massivem Kupfer kommen zum Einsatz. Mittlerweile bieten erste Hersteller zudem medizinische Versorgungspanels aus antimikrobieller Kupferlegierung an (MERYcare).

Silberionen

Auch Textilien mit antimikrobieller Zusatzfunktion bekämpfen Bakterien und Keime. Winzige Silberionen auf der Textilfaser lassen Krankheitserregern keine Chance. Trifft ein Keim auf die Textiloberfläche wird die Zellphysiologie gestört, der Stoffwechsel unterbrochen und die Zelle schließlich abgetötet. Die Langzeitdaten zur Risikobewertung stehen noch aus, weil die Nanotechnologie ein relativ junges Forschungsfeld ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung berücksichtigt in seinen Studien die inhalative, orale und dermale Aufnahme von Nanosilber. Dabei erscheint den Forschern die Aufnahme über die Haut als am wenigsten besorgniserregend, die Aufnahme über die Atemluft halten sie für potenziell am gefährlichsten. Noch kann die Forschung das Gesundheitsrisiko aber nicht sicher abschätzen. Weitere Studien sind erforderlich.

elektronische Patientenakte

Da sich Papier bekanntermaßen nicht desinfizieren lässt, empfiehlt sich die Einführung einer elektronischen Patientenakte. Damit stehen dem Behandlungsteam überall und jederzeit alle relevanten Informationen zur Verfügung, so dass Therapieentscheidungen schnell und sicher getroffen werden können. Allerdings ist auch bei den benötigten IT-Lösungen darauf zu achten, dass sich insbesondere die stark frequentierten Hautkontaktflächen der Geräte gut desinfizieren lassen. Das ist bei herkömmlichen Tastaturen aufgrund von vorhandenen Schlitzen nahezu unmöglich. In diesem Zusammenhang allein auf die konsequente Einhaltung der Händedesinfektion/Händehygiene abzustellen, greift hier sicher zu kurz. Insofern müssen auch die Kontaktflächen von Computertastatur und Eingabegeräten desinfizierbar sein. Darüber hinaus können sich auch die Lüftersysteme der Computer in sensiblen Bereichen wie einer Intensivstation zum Hygieneproblem entwickeln. Idealerweise kommen daher lüfterlose PC-Systeme mit geeigneter Oberflächen zum Einsatz. Diese sogenannten Medical PC's mit Multitouchscreen sind auf die besonderen Hygieneanforderungen ausgerichtet und lassen sich einfach reinigen (Anbieter z.B.: penta).

Hygiene-Schulung

Eine regelmäßige Hygieneschulung für Mitarbeiter und Eltern ist unverzichtbar. Das Einüben des gründlichen Desinfizierens der Hände lässt sich beispielsweise mithilfe der sogenannten Fluoreszenzmethode kontrollieren. Fluoreszierende Testmittel, die erst unter Schwarzlicht sichtbar werden, lassen den Benutzer erkennen, ob er beim Verreiben der Lotion wirklich flächendeckend gearbeitet hat, da unbehandelte Hautstellen unter Schwarzlicht dunkel bleiben, während behandelte Stellen weißlich aufleuchten. Das ermöglicht es, eigene Handlungsabläufe zu optimieren. Eine entsprechende Schulungsbox kann direkt im Eingangsbereich zur Station eingeplant werden, um Eltern und Besucher umgehend für diesen sensiblen Bereich umfassend zu sensibilisieren.

Innovative Methoden

Möglicherweise könnten zukünftig neben den herkömmlichen Verfahren zur Bekämpfung von unerwünschten Keimen ergänzend auch neue Methoden zum Einsatz kommen. Beispielsweise wird zurzeit der Einsatz von kurzwelliger UV-C-Strahlung als zusätzliche Maßnahme zur Eliminierung von Bakterien und Viren diskutiert. Die UV-Desinfektion hätte den Vorteil, dass kein Personal notwendig ist und keine zusätzlichen Chemikalien verwendet werden müssten.

Literatur

  • Effectiveness of Ultraviolet (UV)-C Light Against C. difficile, Acinetobacter, and Vancomycin-Resistant Enterococci in the Hospital Environment; Deverick J. Anderson et al.; ID Week 2012, Abstract 929
  • Hospital Computer Keyboards Implicated in Transmissions of Nosocomial Infections; Nicolette M. Dumke; J Natl Med Assoc. Aug 2005; 97(8): 1204–1205
  • Bacterial contamination of computer keyboards in a teaching hospital; Schultz Maureen, Gill Janet, Zubairi Sabiha, Huber Ruth, Gordin Fred; Infect Control Hosp Epidemiol. 2003 Apr;24(4):302–303
  • Hand hygiene among physicians: performance, beliefs, and perceptions; Pittet Didier, Simon Anne, Hugonnet Stéphane, Pessoa-Silva Carmen Lúcia, Sauvan Valérie, Perneger Thomas V; Ann Intern Med. 2004 Jul 6;141(1):1–8
  • A comparative study to evaluate surface microbial Contamination associated with copper-containing and stainless steel pens used by nurses in the critical care unit; Anna L. Casey PhD et al., American Journal of Infection Control 
  • Contribution of Copper Ion Resistance to Survival of Escherichia coli on Metallic Copper Surfaces; Christophe Espırito Santo, Nadine Taudte, Dietrich H. Nies, Gregor Grass; ENVIRONMENTAL MICROBIOLOGY, Feb. 2008, p. 977–986
  • Decontamination of Targeted Pathogens from Patient Rooms Using an Automated Ultraviolet-C-Emitting Device; Deverick J. Anderson, MD, MPH,1,2 Maria F. Gergen, MT (ASCP),3 Emily Smathers, MPH,2 Daniel J. Sexton, MD,1,2Luke F. Chen, MBBS, MPH,1,2 David J. Weber, MD, MPH,3,4 William A. Rutala, PhD, MPH,3,4 and CDC Prevention Epicenters Program; Infect Control Hosp Epidemiol. May 2013; 34(5): 466–471.

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